Wasserversorgung in Schmitten: Problem Wassernotstand

Im August 2020 wurde in Schmitten der Wassernotstand ausgerufen. Man könnte meinen, wenn man die Berichte in der Presse liest, dass dieser Notstand nur durch einige Unbelehrbare durch Bewässerung ihrer Gärten und Befüllen ihrer Pools verursacht wurde.

Es ist sicher unangebracht, in so einer Situation die Gärten dauerhaft mit Trinkwasser intensiv zu bewässern und es sollte unterbleiben.

Die Berichterstattung in den Zeitungen ist aber insofern zu einfach bzw. einseitig (spart Wasser) und es kommt auch zu Artikeln, deren Überschriften auf das Wasserproblem hinweisen, deren Inhalt aber nicht dazu passt. (Hier ist der Bericht dazu aus dem UA https://www.usinger-anzeiger.de/lokales/schmitten/schmitten-geht-das-wasser-aus_18970448).

Man muss das Problem Wasserversorgung von allen Seiten betrachten.

Letztendlich ist die seit 5 Jahren laufende Trockenzeit das Grundproblem. In 2015 gab es auch schon einmal die Meldung: „Spart Wasser“. Dann in 2018, 2019 und auch 2020 hatten wir totale Trockenjahre.

Der beschleunigte Temperaturanstieg in Deutschland und Europa sind eindeutige Folgen des Klimawandels. Das Bewusstsein der Menschen für diese Problematik sollte auf allen Ebenen geweckt werden.
Es ist höchste Zeit gegen zu steuern!

Die existentiellste Bedrohung beginnt beim Wassermangel. Ein Szenario, das wir früher nur in weit entfernten warmen Regionen der Erde für realistisch hielten.

Wir müssen also den Ursachen des Klimawandels entgegensteuern:

Das bedeutet Schadstoffreduzierung, also CO2 Reduzierung. Es scheint ein Teufelskreis zu sein. Durch rigoroses Aufforsten arbeiten wir dem Wassermangel entgegen. Bäume tragen durch Aufnahme von CO2 zur Klimaregulierung bei. Ohne den Wald, kann der Boden nicht genug Wasser speichern und die Folge ist ein noch größerer Wassermangel.

Man hätte sich schon früher wünschen können, Berichte zu lesen, welche Maßnahmen ergriffen werden, um das Problem zu lösen. In November 2020 werden nun endlich 12 Maßnahmen vorgestellt.

Aber das Sparen von zu viel Wasser kann auch Probleme verursachen. Wir sind in Deutschland in manchen Bereichen schon am Ende vom Wasser sparen angekommen – unser Abwassersystem funktioniert nur mit ausreichend Wasser. Sonst verstopfen unsere Abwasserleitungen irgendwann, weil die Rohre nicht mehr richtig durchgespült werden. Mit dem gesparten Wasser müssen dann die Abwasserleitungen wieder freigespült werden. In mancher Stadt musste schon ein extra Brunnen gebohrt werden, um dann künstlich Wasser einzuleiten, nur um das Abwassersystem sauber zu halten, weil zu wenig Wasser durch das Abwassersystem fließt.

Es kann sogar passieren, dass durch zu wenig Wasser in den Abwasserleitungen, diese beschädigt werden können – es bilden sich Säuren, die die Rohre angreifen. Eine stärkere Verkeimung und die vermehrte Ansiedlung von Ratten im Abwassersystem sind eine weitere Folge.

Wer Wasser sparen möchte, sollte sich einmal den indirekten Wasserverbrauch für Produkte anschauen. Hier kann man ansetzen zum Wasser sparen. Hier ein Bericht dazu: https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/wasserverbrauch-virtuell-herstellung-umweltkommissar-100.html

Vor einiger Zeit wurden Brunnen in Schmitten stillgelegt. Reaktivierung wurde schon in den „Schmittener Nachrichten“ 2/2019 (Seite 15) angekündigt. Wie es aussieht war einer dieser Brunnen der „Sauwald“ in Seelenberg. Dieser wurde schon in den 90er Jahren wegen ständiger Versandung stillgelegt. Die Stilllegung wurde wegen kostengünstigeren Bezugs von Wasser vom WBV Tenne durchgeführt. Die Brunnen „Betzenboden“ und „Leistenbach“ sollen auch reaktiviert werden.

Die Bevölkerung in Schmitten wächst stetig. Deshalb sollte eine Reaktivierung so schnell wie möglich durchgeführt werden. Mehr Bürger verbrauchen auch mehr Wasser in Schmitten. Stand 30.09.2020 hat Schmitten nun 9491 Einwohner. Die jahrelange Trockenheit zeigt nun die Probleme in der Wasserversorgung und auch in der Infrastruktur.

Unser Wasserleitungssystem hat ein gewisses Alter erreicht. Zitat aus: https://www.usinger-anzeiger.de/lokales/schmitten/schmitten-investiert-in-trinkwasserversorgung_23049079  „Eigentlich müssten wir jedes Jahr zwei Kilometer Hauptleitung und 60 Hausanschlüsse erneuern“.

Aus Kostengründen ist dies aber nur beschränkt möglich. Mancher Hausbesitzer wird sicher die Kosten für die Erneuerung des Hausanschlusses nicht erfreuen. Um die Kosten für eine bessere Infrastruktur stemmen zu können, müssen Verbesserungen auf der Einnahmenseite durchgeführt werden. Dies können wir in Schmitten nur durch Gewerbeansiedlung und Wiederbelebung von Tourismus bewältigen.

In den 60er und 70er Jahren war im Weiltal schon einmal ein Großprojekt geplant. Die Weiltalsperre –  https://de.wikipedia.org/wiki/Weiltalsperre ! Hier sollten im Weiltal zwischen Altweilnau und Rod a.d.  Weil ca. 25 Millionen Liter Wasser aufgestaut werden. Es wurde dann aber wegen Kosten und Alternativen nicht verwirklicht. Wird so ein Projekt wieder nötig werden?

Es müssen sicher neue Speichermöglichkeiten geschaffen werden, aber in kleinerer Form. Also Speicherung von Wasser an der Oberfläche. Im Januar 2021 z.B. hatten wir sehr viel Niederschlag in Form von Schnee und Regen. Hier können wir auf Dauer nicht einfach zuschauen wie das Wasser einfach wegfließt und wir im Sommer wieder Probleme bei der Versorgung mit Wasser bekommen. Hier müssen Lösungen geprüft werden.

Man konnte in einem Bericht lesen, dass die Aufbereitung von Meerwasser möglich sei: Bericht „Schmittener Nachrichten“ 2/2020 Seite 6. Hier gibt es aber logistische Probleme und Kosten. Das nächste Meer ist von Schmitten ca. 500 km entfernt. Energieverbrauch für die Aufbereitung des Meerwassers? So etwas wird sicher nicht in Frage kommen.

Im Investitionsplan Wasserversorgung 2021 – 2025 von November 2020 werden Versäumnisse aufgearbeitet. Da ist z.B. Maßnahme Nr. 12 zu nennen. „Seit Jahren wird in den Abschlussberichten durch das Gesundheitsamt eine nicht mehr dem Stand entsprechende Be- und Entlüftung der Hochbehälter aufgeführt. Hier kommt es zu einer hygienischen Belastung des Trinkwassers.“

In der Gemeinde Schmitten sollte bei Neubauten eine Zisterne zur Ausstattung gehören. Bei der Neuanlage eines Gartens und auch später wird es nötig sein, den Garten zu bewässern. Ein Garten mit lauter vertrockneten Pflanzen ist für niemanden schön anzusehen. Dadurch braucht hier aber nicht auf Trinkwasser zurückgegriffen werden. Ebenso gibt es auch reichlich Pflanzen, die der Trockenheit viel besser standhalten können und gar nicht bewässert werden müssen. Eine kurzgeschnittene Rasenfläche ist das sicher nicht!

Zitat aus „Schmitten investiert in Trinkwasserversorgung“
Zitat aus UA https://www.usinger-anzeiger.de/lokales/schmitten/schmitten-investiert-in-trinkwasserversorgung_23049079
„Wir müssen dringend investieren“.

Fazit: Es ist für alle Mitbürger in Schmitten eine Option, im Sommer Wasser zu sparen, wo es sinnvoll ist und auch ein Akt der Solidarität, nachts keine privaten Swimmingpools heimlich aufzufüllen. Der Investitionsplan 2021 – 2025 zeigt aber auch, dass viele Maßnahmen notwendig sind und diese umgehend durchgeführt werden müssen.
Ein Wassernotstand hätte durch früheres Ergreifen von Maßnahmen sicher verhindert werden können.

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Quelle Einwohner: https://statistik.hessen.de/zahlen-fakten/bevoelkerung-gebiet-haushalte-familien/bevoelkerung/tabellen

Schmittener Nachrichten sind digital unter: https://www.schmitten.de/gv_schmitten/Aktuelles/Schmittener%20Nachrichten/ einzusehen.